Im Mai 2020 sollte wie jedes Jahr eines der besten internationalen Festivals für den abseitigen Film stattfinden: das Weekend of Fear in Erlangen. Doch leider musste es auf Grund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Während viele andere Festivals auf eine online-Variante ausgewichen sind, blieb das WoF standhaft und man verschob den Termin immer wieder, bis das Festival nun am 08. und 09. Oktober 2021 tatsächlich stattfinden konnte – live, vor Ort und in Farbe!
Das WoF fand wie in den letzten Jahren wieder im E-Werk statt, nur diesmal nicht im kuscheligen Kino, in dem sich die etwa 50 Gäste immer zwangsweise näher kamen, sondern in der größeren Clubbühne, wodurch mehr Abstand gehalten werden konnte. Zwar hatten fast alle Besucher ihre Karte aus dem letzten Jahr behalten, es fühlte sich aber auf Grund des etwas größeren Raumes etwas leer an. Zwischen den Filmen kam man sich im Foyer dann aber wieder näher und mit den Gästen und anwesenden Filmschaffenden ins Gespräch. Das kleine Kino diente derweil als Raum 2 für die Vorführung einiger Filmklassiker und sonstiger Spektakel, falls man sich mal nicht für einen Film aus dem Hauptprogramm interessierte. Außerdem konnte man sich an einem Verkaufsstand mit DVDs und Bds sowie Filmplakaten eindecken.
Der „unlustige“ Festival-Freitag
Am Freitag ging es pünktlich um 18 Uhr los und Festivalchef Mike Neun begrüßte zusammen mit der restlichen WoF-Crew das Publikum. Er betonte besonders wie wichtig ihnen ein Festival vor Ort war. Auf Grund der wie immer tollen Stimmung, kann ich ihm da nur beipflichten. Los ging es zunächst mit dem Kurzfilm „Coronoia 21“ von und mit Robert Sigl, einer witzigen Horrorpersiflage auf das aktuelle Pandemie geschehen.
Danach wurde es unlustig, wie Mike Neun betonte, und der Marian Dora Themenabend begann. Elmar Berger, ebenfalls vom WoF-Team und Redakteur der Deadline, sagte ein paar einleitende Worte zur Dokumentation „Beyond Horror“, die er mit produziert hat. In dieser geht es um grenzwertige Extremhorrorfilme, unter anderem auch um die von Herrn Dora, der auch in der Doku zu Wort kommt.
Anschließend gab es die Deutschland-Premiere von Marian Doras Doublefeature „Das Verlangen der Maria D.“ und „Pesthauch der Menschlichkeit“. Marian Dora war persönlich angereist um die beide Filme vorzustellen, erzählte ganz grob um was es ihm in den Filmen ging und beantwortete Fragen aus dem Publikum. Ebenso war Marco Klammer vor Ort, Hauptdarsteller in „Das Verlangen der Maria D.“ und erzählte etwas zum Film. Zu den Dreharbeiten dürfe er aber nichts verraten, das habe ihm Marian Dora verboten!
Während „Das Verlangen der Maria D.“ noch verhältnismäßig zahm war, schockierte „Pesthauch der Menschlichkeit“ das Publikum und war nach Meinung einiger Besucher einer der heftigsten Filme, die sie je gesehen haben. Auch Mike Neun sagte, dass das WoF zwar immer Herrn Dora unterstützt habe, da sie seine Filme als Kunstwerke anerkennen, „Pesthauch der Menschlichkeit“ dann aber doch sehr hart an der Grenze des Zumutbaren ist und das maximale ist, was sie zeigen würden.
Anschließend konnte man die beiden Making-Of-Dokumentationen zu den Filmen anschauen. René Wiesner, Experte für Untergrund-Dokumentationen und Produzent des Double Features, gab uns mit „Shooting Underground“ und „Tribut der Unmenschlichkeit“ Einblicke (hauptsächlich in Form von Interviews) in die Entstehung der Filme. Scheinbar ist das Drehen eines Marian Dora Films genau so krass, wenn nicht krasser, als der Film selbst. Leider war Herr Wiesner aber selbst nicht anwesend.
Anschließend war es mit dem Thema „Marian Dora“ noch nicht vorbei, denn einige Besucher diskutierten mit dem Regisseur sowie mit dem ebenfalls anwesenden Schauspieler Jörg Wischnauski noch munter weiter, bis spät in die Nacht.
In den Kinos ging es derweil weiter mit den Filmen und da kam es gleich zu einem Skandal: Normalerweise verschiebt sich das Programm im Laufe eines WoF-Abends immer weiter nach hinten. Diesmal kamen die beiden letzten Filme aber sogar 45 Minuten früher als geplant!
Während „Ten Minutes To Midnight“ nicht ganz überzeugen konnte, haute als letztes „Death Ranch“ umso mehr rein. Ein gelungener Abschluss des ersten Abends!
Der umso lustigere Festival-Samstag
Am Samstag ging es dann um ca. 14 Uhr mit dem traditionellen Weekend of Beer los. Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich Gäste, Crew und Filmemacher im Biergarten des E-Werks, plauderten fröhlich und tranken das ein oder andere kühle Getränk.
16 Uhr ging es dann los mit den Filmen und eine neue Episode von Thomas Zeugs computeranimierten „2 Aliens“ strapazierte die Lachmuskeln der Besucher, die diesem Werk zurecht den Preis für den besten Kurzfilm verliehen. Anschließend kam dann mit „Story of Drunks“ der Gewinner des besten Langfilms. In diesem koreanischen Werk gab es ebenfalls viel Humor, sowie auch Splatter und Spannung. Ein paar anonyme Alkoholiker treffen sich zu einem letzten Umtrunk, bevor dann die Sache mit ein paar Leichen vollkommen eskaliert. Großartig!
Danach gab es wie immer beim Weekend of Fear eine gute Mischung aus mal düsteren, mal albernen, mal witzigen, aber immer gelungenen und blutigen Horrorfilmen. Beispielweise trieb in „Buzz Cut“ ein verrückter Bienenzüchter sein Unwesen, der Weihnachtsmann machte seinem Baby ein blutiges Geschenk in „Santa Baby“ und mit „Antrum“ wurde ein verfluchter Film gezeigt, bei dem schon einige Zuschauer gestorben waren. Weiterhin gab es Einblicke in die Videosammlung eines Psychopathen in „Ego te absolvo“, eine Zombie-Hochzeit mit „Bride Zombie“, eine Lovecraft-Verfilmung namens „The Deep Ones“, eine Homage an Lucio Fulci mit „Nightmare Symphonie“ und schließlich noch einen gelungenen, modernen Werwolffilm namens „Beast Within“.
Nach einem wie immer sehr witzigen und anstrengendem Weekend of Fear, konnte ich mich dann also gegen 03:30 Uhr in der Nacht endlich zur Ruhe begeben.
Bis zum nächsten mal! Der Mai 2022 ist schon bestätigt!
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