Link zum original Beitrag: [Review] Livid – Das Blut der Ballerinas
OT: Livide; Frankreich 2011; Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury; Darsteller: Loïc Berthezene, Serge Cabon, Chloé Coulloud, Béatrice Dalle, …
Mit „Inside“ schufen die beiden französischen Regisseure Alexandre Bustillo und Julien Maury ein Werk das schon allein durch sein kontroverses Thema (Schwangere Frau wird von Psychopathin bedroht) und seine extremen und expliziten Splattereffekte für Aufsehen sorgte. Daneben war es aber auch ein verdammt guter Horror-Thriller und so hat der Film heute seinen festen Platz in der Riege des neuen französischen Extremhorrorfilms neben High Tension und Martyrs.
Dadurch sind die Erwartungen an den 2. Film der beiden Regisseure natürlich extrem hoch. So hoch das sie kaum erfüllt werden können. Aber um das vorweg zunehmen: Livid ist ein sehr guter Film geworden. Er unterscheidet sich aber schon in der Machart ziemlich von Inside so das man die Filme nur bedingt vergleichen kann.
Aber zunächst zur Story: die junge Frau Lucy tritt gerade ihren Job als Altenpflegerin an und wird von einer Kollegin zu ihrer ersten Patientin geführt. Diese ist eine ehemalige Ballettlehrerin die in ihrer abgelegenen Villa ans Bett gefesselt und kaum bei Bewusstsein ist. Die Kollegin erzählt Lucy dass die Ballettlehrerin einen Schlüssel um ihren Hals trägt der zu einem Schatz in ihrem Anwesen gehört. Daraufhin beschließt Lucy mit zwei Freunden in der Nacht in die Villa einzubrechen um sich den Schatz unter den Nagel zu reißen. Der Schatz stellt sich allerdings als die Leiche der Tochter der Ballettlehrerin heraus, präpariert mit einem Spieluhrmechanismus so dass sie tanzt. Von dieser grausamen Erkenntnis überwältigt wollen die drei fliehen, da ist es allerdings schon zu spät. Die Ballettlehrerin ist auf einmal sehr mobil und scheint übersinnliche Kräfte zu haben, außerdem tauchen Geister von Balletttänzerinnen auf die den drei Einbrechern an den Kragen wollen.
Im Gegensatz zum realistisch gehaltenen Terrorfilm Inside haben wir es hier bei Livid also mit einem übersinnlichen Geisterhausfilm zu tun. Das ist zum einen großartig unheimlich umgesetzt. Allein das Haus ist gruselig bis ins letzte Detail: Puppen, Tierköpfe an den Wänden und das alles meist dunkel und nur von Taschenlampen angeleuchtet. Auch die klassische Musik trägt viel zur unheimlichen Atmosphäre bei. Dazu gibt es viele Schockeffekte wie man sie aus japanischen Geisterfilmen (Ring, Grudge) kennt. Auch die Ballerina-Mädchen erinnern daran und sind sehr unheimlich. Auf der anderen Seite gibt es eine gut durchdachte Geschichte die in Rückblickszenen erzählt wird. Und dann hält sich der Film auch nicht mit Splatter zurück: zwar ist er nicht gerade ein zweiter Inside aber es gibt schon viele krasse handgemachte Effekt auf die auch Olaf Ittenbach stolz wäre.
Sehr positiv zu erwähnen ist noch Béatrice Dalle die schon in Inside die Psychopathin spielte und hier (in den Rückblicken) auch wieder eine herrlich wahnsinnige Ballettlehrerin darstellt.
Wo mich Inside irgendwie an Argentos „Tenebre“ erinnert hat, erinnert mich Livid alles in allem an „Suspiria“. Ich werde das Gefühl nicht los das Argento das große Vorbild der Regisseure ist. Und das ist natürlich äußerst positiv gemeint. Tatsächlich reich Livid fast an die Klasse der guten alten Argento Klassiker heran.
Fazit: Sehr guter Geisterfilm mit durchdachter Story und klasse Effekten. Hier ist für jeden was dabei, sollte man gesehen haben!