[Review] Atroz
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16. Juli 2018 um 17:31 Uhr #3420FlediDonAdministrator
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Der mexikanische „Atroz“ (deutsch übersetzt: grauenhaft, entsetzlich) ist wahrlich ein Bastard von einem krassen Film. Es ist schon allein schwierig einzuordnen, welchem Genre der Film angehört. Er enthält Elemente von Folterfilmen, Fake-Snuff, Found-Footage und Serienkillerdrama, kombiniert noch mit ein paar Thriller Elementen.
Darum geht es: bei einem Verkehrsunfall findet die Polizei eine Videokamera mit Aufnahmen einer extrem brutalen Folterung. Der Mann der den Autounfall hatte, wird als Täter identifiziert. Beim Verhör und durch weitere Videos die am Tatort gefunden werden, eröffnet sich nach und nach das ganze Ausmaß des Schreckens. Und auch der ermittelnde Polizist scheint ein Geheimnis zu haben…
Der Film besteht hauptsächlich aus den gefundenen Videos, die zum einen drastische Folter- und Mordszenen zeigen, zum anderen über die Hintergründe des Täters aufklären. Diese sind so dramatisch, dass man schon fast Mitleid mit dem armen Psychopath haben könnte, auch wenn seine Taten dadurch trotzdem nicht gerechtfertigt werden. Dazu kommt noch eine Rahmenhandlung mit einem überraschenden Ende und die Tatsache, dass der Film mit seinen 70 Minuten verdammt rasant und kurzweilig ist, obwohl die fast unerträglichen Folterszenen gefühlt unendlich lang gehen. Die Folterszenen sind schmerzlich realistisch umgesetzt und erwecken Erinnerungen an Guinea Pig. Nur mit dem Unterschied, dass bei Atroz noch eine Handlung drum herum existiert, die dann sogar noch spannend ist. Nebenbei wird noch das Thema Homophobie behandelt, es gibt also sogar noch eine gesellschaftskritische Komponente.
Umgesetzt ist das alles sehr gut. Found Footage Filme müssen es erstmal schaffen, tatsächlich die Illusion zu erwecken, dass sie aus echten Aufnahmen bestehen würden. Dass macht dieser Film zum größten Teil exzellent, was durch die sehr guten Splattereffekte und die unbekannten aber überzeugenden Schauspieler erreicht wird. Found Footage ist hier aber nicht im Sinne von „Blair Witch“ zu verstehen, es gibt kein wildes rumgewackel und verschwommene Aufnahmen von Hexen, sondern mehr im Sinne von „Guinea Pig“. Also Fake-Snuff Aufnahmen die die Täter selbst herstellen.
Der Film lief beim 3. Obscura Filmfest in Berlin und ist auch auf deutsch erhältlich. Allerdings rate ich von dem teuren Mediabook ab. Zwar kenne ich die deutsche Synchronisation nicht, bei einem Found Footage Film macht aber natürlich der Originalton mehr Sinn, damit wirkt es authentischer. Der spanische Ton ist zwar enthalten, jedoch ohne (!) Untertitel. Da mein Spanisch etwas eingerostet ist, habe ich mir lieber die niederländische DVD geholt, auf der spanisch mit englischen Untertiteln enthalten ist, zudem war die nicht mal halb so teuer.
Fazit: Extrem krasser Found-Footage-Folter-Porno, vergleichbar mit Guinea Pig, zusätzlich noch mit Handlung! Sehr zu empfehlen, aber wirklich nur für hartgesottene.
Filminfo:
OT: Atroz; Mexiko 2015; Regie: Lex Ortega; Darsteller: David Aboussafy, Laurette Flores, Aleyda Gallardo, …Die Rechte aller verwendeter Bilder (Filmplakate, Cover, Screenshots) liegen bei den jeweiligen Filmmachern/Publishern und werden von dieser Seite als Bildzitat verwendet um das Review zu untermauern.
Bildquelle: https://www.imdb.com/title/tt4497686/mediaviewer/rm1818956032
ofdb imdb5. Mai 2019 um 20:25 Uhr #4315mdbnaseTeilnehmerNachdem ich ihn nun beim WoF gesehen habe kann ich nur teilweise zustimmen. Jedenfalls erschließt sich mir einiges nicht. Zum einen wäre da der inhaltliche Zusammenhang. Hier geht es ja doch meist um sexuelle Gewalt und absolut perverse Neigungen, die mit dem Rahmenhandlung und dem Ansinnen des Cops herzlich wenig zu tun haben. Spannung entwickelt sich dabei wirklich nicht. Und auch die realen Zustände in Mexiko, wie es Mike beim WoF gesagt hat, werden deshalb nur bedingt dargestellt. Klar, ein ziemlich krasses Stück Scheiße und eindringlich. Ein Blick in die Abgründe der Menschen, aber nicht unbedingt in die mexikanische Gesellschaft, die von Drogenmorden und nicht von Sexauldelikten geprägt ist. Die gibt es überall. Daher passt für mich auch der Zusammenhang zur sexuellen Selbstbestimmung nicht so ganz. Ich muss zwar sagen, dass das hier kompromisslos, und auch karthesisch dargestellt wird, aber nicht so recht in den Zusammenhang passen mag, und daher etwas selbstzweckhaft erscheint.
Zum anderen passt für mich einiges logisch irgendwie nicht so recht, denn ich hab mich öfter mal gefragt (ist ja ein found footage), warum läuft da jetzt ’ne Kamera mit?! Gerade bei den Szenen im letzten Drittel. Da bedient keiner die Kamera, sie läuft einfach und liegt irgendwo rum, wo’s aus dem optischen Winkel grad ganz gut passt. Aber einen Sinn ergibt es eben nicht und wirkt daher stilistisch auch befremdlich.
Dennoch ein intensiver Film, der die barbarischen Seiten der Menschheit aufzeigt. Keine leicht Kost.
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