Link zum original Beitrag: [Roman] Close (Stefan Sierecki)
Nach See des Schmerzes ist „Close“ der nächste Roman von Stefan Sierecki, der Fans von deutschen Independent Horrorfilmen als Regisseur von Hi8: Resurrectio bekannt sein sollte. Der Autor hat deutlich dazu gelernt. Seinen zweiten Roman könnte man wieder ganz grob unter „Extrem Horror“ einordnen, einem Genre, dass sich dank Autoren wie Edward Lee etablieren konnte. Diesmal sind die Splatterszenen allerdings nicht ganz so zahlreich, statt dessen wird etwas mehr wert auf die Handlung gelegt.
Darum geht es: der Junge Hans, dessen Mutter vor einigen Jahren ermordet wurde, gelangt an eine Clownsmaske. Durch diese wird er von einem Dämon in Besitz genommen und mordet fortan als böser Clown, um sich am Tod seiner Mutter zu rächen.
Ein ungleiches Polizistenpaar, typische Buddys, nimmt die Ermittlungen in den Mordfällen auf, wobei der streng rational vorgeht während der andere durchaus an übersinnliche Sachen, Dämonen und so weiter, glaubt. Die beiden Polizisten führen durch die Handlung und bringen durch ihre Dialoge auch ein bisschen Humor hinein. Die eigentliche Hauptfigur Hans dagegen taucht mal auf und manchmal weiß man gar nicht wo sie steckt, was etwas merkwürdig anmutet.
Während das Buch als Thriller/Slasher beginnt, driftet es gegen Ende immer mehr ins Übernatürliche ab. Ohne zuviel vorwegzunehmen: es wird geradezu episch am Ende, was allerdings auch stark übertrieben wirkt. Das ist wiederum typisch für Extrem-Horror-Romane.
Dramaturgisch ist das Buch wesentlich besser inszeniert als noch „See des Schmerzes“, trotzdem mangelt es auch hier noch ein bisschen an Spannung und Logik. Auch kleine Rechtschreib-/Grammatikfehler findet man auf fast jeder Seite. Unterhaltsam ist es aber auf jeden Fall, zumindest wenn man prinzipiell etwas mit Extrem Horror Werken anfangen kann. Diese Mischung aus eigenwilligen Storys mit extremen Splatter- und Sexszenen ist schon Geschmackssache. Eine Prüfung des schlechten Geschmacks sozusagen 😉
Ziemlich interessant und positiv ist noch die Tatsache, dass der Erzähler, also der Autor selbst, mit dem Leser interagiert. Zum einen wird der Leser manchmal direkt angesprochen, zum Beispiel „Ist euch eigentlich aufgefallen, dass nur zwei Personen im Fokus stehen? […] Oder wart ihr zu sehr auf die Gore-Szenen fixiert ihr kranken Schweine?“ (S. 28 und 29) 😉
Dann gibt es beispielsweise eine Stelle an der der Autor den Leser vor die Wahl stellt, das folgende Kapitel zu überspringen, wenn man noch nichts genaueres zum Mord an der Mutter wissen, sondern selbst rätseln will. Also interaktiv sozusagen. Das ist eine ziemlich coole Idee, die ich so noch nicht in einem Roman erlebt habe.
Nach dem Ende des Romans gibt es noch eine Bonuskurzgeschichte. Diese scheint zunächst nichts mit dem Roman zu tun zu haben, entpuppt sich dann aber als Vorgeschichte. Ebenfalls ziemlich cool.
Fazit: Als Thriller-Roman nicht gerade perfekt, da es an Spannung und Logik mangelt. Als Extreme-Horror allerdings kurzweilig und kreativ!
Roman Info
OT: Close; Autor: Stefan Sierecki; D 2017