Link zum original Beitrag: [Review] Alice: The Darkest Hour
OT: Alice: The Darkest Hour; Deutschland 2017; Regie: Michael Effenberger, Thomas Pill; Darsteller: Carolina Hoffmann, Claude-Oliver Rudolph, Sven Martinek, Helmut Krauss, …
Da ist er also endlich, der neue Film von Michael Effenberger und Thomas Pill. Insbesondere Michael Effenberger konnte sich schon einen Namen in der deutschen Independent-Horror-Szene mit Werken wie „La Isla“ oder „Seekers“ machen. Aber auch Thomas Pill ist dank seinem „Das kalte Gericht“ kein unbeschriebenes Blatt. Beide habe auch schon öfters mit Olaf Ittenbach zusammen gearbeitet.
Aber kommen wir zum Film: Alice – The Darkest Hour. Im Gegensatz zu Michaels bisherigen Filmen war dieser eine Auftragsarbeit. Er hatte allerdings nur die Vorgabe einen Film zu drehen der etwas mit der klassischen „Alice im Wunderland“ Geschichte zu tun hat und ansonsten freie Hand. Also schrieb er das Drehbuch und brachte noch Thomas Pill als Co-Regisseur mit an Bord. Weitere Infos dazu siehe Interview.
Das der Film eine Art Horrorfilm wird, war bei der filmischen Vergangenheit der beiden ja klar. Es ist aber keine Horror-Version von „Alice im Wunderland“ sondern vielmehr ein realistischer Thriller mit Elementen aus dem Märchen. Es geht darin um das Mädchen Alice die bei ihrem Vormund lebt. Eines Tages kommt ein privater Ermittler auf die beiden zu der gerade eine Mordserie untersucht. Die bisherigen Opfer hatten alle etwas mit Alice gemeinsam: den Vorname, das ungefähre Alter und dass sie Waisen sind. Alice ist also scheinbar in Gefahr. Doch wer sind der oder die Mörder und was wollen sie?
Aus dem klassischen Märchen sind dabei einige Motive entlehnt. So flüchtet sich die schüchterne Alice gerne mal in Traumwelten, doch auch in der Realität begegnet sie auf einer Party mysteriösen Gestalten die aus dem Wunderland stammen könnten, z.B. einem Mensch im Hasenkostüm, einem merkwürdigen Mann mit Zylinder und Taschenuhr und so weiter. Es bleibt aber außerhalb der Träume realistisch, d.h. es geschehen keine tatsächlich übersinnlichen Sachen. Diese Mischung aus Thriller und, nunja, merkwürdigen Elementen ist ziemlich einzigartig und sorgt mit düsteren Szenen und ein paar harten Splattereffekten für eine gelungene mysteriöse Horroratmosphäre. Wenn sich dann endlich aufklärt worum es eigentlich geht, entfaltet sich eine sehr interessante Geschichte, die mich auch ein bisschen an [Martyrs] erinnert hat. Für die Story gibt es auf jeden Fall Pluspunkte, endlich mal wieder ein Film der etwas neues zu erzählen hat dass man nicht schon tausend mal gesehen hat!
Die Umsetzung lässt allerdings zu wünschen übrig. Der Film ist zum einen sehr langsam inszeniert. Das ist erst mal nichts schlimmes, das kennt man so aus den anderen Filmen von Michael Effenberger und mir gefällt das prinzipiell auch. Allerdings hat man hier das Problem das die Story nur sehr langsam voran geht. Man würde die ganze Zeit gerne wissen worum es eigentlich geht, man bekommt aber kaum Hinweise serviert, statt dessen plätschert der Film so vor sich hin. Erst am Ende wird dann die wirklich gute Geschichte aufgelöst, bis dahin konnte der Film aber kaum Spannung aufbauen.
Filmtechnisch ist der Film solide umgesetzt. Ein paar bekannte Schauspieler wie Claude-Oliver Rudolph, Sven Martinek, und Helmut Krauss bringen Professionalität in den Film. Die Hauptdarstellerin Carolina Hoffmann kann eigentlich überzeugen, bis auf die Szenen in denen sie redet, denn sie spricht irgendwie lustlos. Soweit ist alles auch optisch schön gefilmt, nur die Außenszenen die im Dunkeln spielen, können nicht überzeugen. Offensichtlich wurden sie tagsüber gedreht und dann nur hinterher abgedunkelt. Das sieht aber doof aus weil die Darsteller gar nicht angeleuchtet werden. Das sind aber nur ein paar kleine Mängel, insgesamt sieht der Film sehr professionell aus.
Somit ist Alice ein Film der wirklich mal eine gute und neue Story hat, vieles außergewöhnlich und sehr gut macht, aber nicht vollends überzeugen kann. Der Leerlauf in der Mitte hätte nicht sein müssen. Sehenswert ist er aber trotzdem!
Fazit: Ziemlich guter Mystery-Horror-Thriller mit innovativer Story mit Alice Elementen. Leidet etwas an Spannungsarmut, ist aber trotzdem sehenswer!