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Nekromantik 2

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    FlediDon
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    OT: Nekromantik 2; Deutschland 1991; Regie: Jörg Buttgereit; Darsteller: Lena Braun, Carola Ewers, Mark Reeder, …

    Das Thema Nekrophilie, also sexuelle Zuneigung zu Leichen, ist natürlich an sich schon ein abartiges und provokantes Thema. Deswegen wird es in Filmen nur äußerst selten behandelt und wenn dann nicht unbedingt in einer solch expliziten und gleichzeitig gefühlvollen Weise wie in Jörg Buttgereits Nekromantik Filmen.

    So war der erste Teil bereits im Grunde eine Liebesgeschichte, die aber eine Leiche in eine Dreiecksbeziehung eingeflochten hat. Am Ende wartete die Hauptdarstellerin sehnsüchtig am Grab ihres Ex-Freundes darauf, dass er endlich verwest genug ist um ihn wieder auszubuddeln.
    Hier setzt der zweite Teil an, allerdings kommt ihr eine andere junge Frau zuvor, die die Leiche ausgräbt und mit nach Hause nimmt. So vergnügt sie sich einige Zeit mit dem verblichenen Robert, bis sie dann einen (lebenden!) Mann kennenlernt. Sie beginnen eine Beziehung, er wird allerdings etwas misstrauisch und vermutet dass mit Monika etwas nicht stimmt, da er beim Sex immer ganz still liegen soll und sie komische Fotos von ihm macht. Der abgetrennte Penis in ihrem Kühlschrank trägt eventuell auch zu dem Unbehagen bei.

    Teil 2 ist also ebenfalls eine Liebesgeschichte angereichert mit einer Leiche, geht aber etwas mehr auf die Gefühlswelt der nekrophilen Hauptfigur ein. Außerdem wird hinterfragt was denn eigentlich normal ist und ob die Hauptdarstellerin wirklich so viel perverser ist als ihre übrigen Mitmenschen. Stilistisch ist der Film ähnlich gut und künstlerisch hochwertig umgesetzt wie der Vorgänger. Durch die sehr vordergründige Musik und die geringe Verwendung von Dialogen, wirkt der Film fast wie ein Stummfilm. Jörg Buttgereit lässt lieber die Bilder für sich sprechen. Und diese sind vielfältig und explizit: neben den äußerst unappetitlichen aber trotzdem in gewisser Weise ästhetischen Nekrophilie-Szenen gibt es auch ein paar wenige, dafür umso härtere Splatterszenen zu betrachten. Außerdem wird wie im ersten Teil wieder eine wirklich abartige und leider echte Tierschlachtszene gezeigt, diesmal ist sie aber direkt in die Handlung integriert: Monika sitzt mit ihren Freundinnen gemütlich mit Kaffee und Pralinen auf dem Sofa, während auf dem Tisch ein abgetrennter Kopf liegt und im Fernsehen eben jene Szene läuft. Die Situation ist so absurd dass sie schon fast wieder witzig sein könnte, wäre sie nicht so abartig pervers.

    Etwas Humor hat es dann sogar auch noch in den Film geschafft. So sehen sich die beiden Hauptdarsteller im Kino einen Film an, in dem eine nackte Frau und ein nackter Mann an einem Tisch sitzen, dutzende gekochte Eier essen und dabei über nicht flugfähige Vögelarten sinnieren. Das erinnert schon fast an Helge Schneiders absurd surreale Filme.

    Auch wenn der Film deutlich provozieren will, ist er nicht nur eine plumpe Aneinanderreihung von Ekelszenen, sondern erzählt eine interessante und spannende Geschichte um ein schwieriges Thema und geht dabei insbesondere auf seine Figuren ein.
    Provoziert gefühlt haben sich vom Film allerdings die deutschen Jugendschützer. So wurde der Film eingezogen und sollte beschlagnahmt werden, was aber letztendlich abgewendet werden konnte, in dem der Film Wissenschaftler Knut Hickethier den Film offiziell als „Kunst“ einstufte. Jörg Buttgereit selbst soll wohl nicht glücklich damit sein dass der Film als Kunst eingestuft wird, was gar nicht von ihm beabsichtigt war. Aber, sorry Jörg, der Film IST ganz große Kunst!

    Fazit: Ekelerregend, spannend, absurd, gefühlvoll und provozierend. Wie Teil 1 ein Meisterwerk von Jörg Buttgereit.

    • Dieses Thema wurde geändert vor 6 Jahren, 11 Monaten von FlediDon.
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