Der mexikanische „Atroz“ (deutsch übersetzt: grauenhaft, entsetzlich) ist wahrlich ein Bastard von einem krassen Film. Es ist schon allein schwierig einzuordnen, welchem Genre der Film angehört. Er enthält Elemente von Folterfilmen, Fake-Snuff, Found-Footage und Serienkillerdrama, kombiniert noch mit ein paar Thriller Elementen.
Darum geht es: bei einem Verkehrsunfall findet die Polizei eine Videokamera mit Aufnahmen einer extrem brutalen Folterung. Der Mann der den Autounfall hatte, wird als Täter identifiziert. Beim Verhör und durch weitere Videos die am Tatort gefunden werden, eröffnet sich nach und nach das ganze Ausmaß des Schreckens. Und auch der ermittelnde Polizist scheint ein Geheimnis zu haben…
Der Film besteht hauptsächlich aus den gefundenen Videos, die zum einen drastische Folter- und Mordszenen zeigen, zum anderen über die Hintergründe des Täters aufklären. Diese sind so dramatisch, dass man schon fast Mitleid mit dem armen Psychopath haben könnte, auch wenn seine Taten dadurch trotzdem nicht gerechtfertigt werden. Dazu kommt noch eine Rahmenhandlung mit einem überraschenden Ende und die Tatsache, dass der Film mit seinen 70 Minuten verdammt rasant und kurzweilig ist, obwohl die fast unerträglichen Folterszenen gefühlt unendlich lang gehen. Die Folterszenen sind schmerzlich realistisch umgesetzt und erwecken Erinnerungen an Guinea Pig. Nur mit dem Unterschied, dass bei Atroz noch eine Handlung drum herum existiert, die dann sogar noch spannend ist. Nebenbei wird noch das Thema Homophobie behandelt, es gibt also sogar noch eine gesellschaftskritische Komponente.
Umgesetzt ist das alles sehr gut. Found Footage Filme müssen es erstmal schaffen, tatsächlich die Illusion zu erwecken, dass sie aus echten Aufnahmen bestehen würden. Dass macht dieser Film zum größten Teil exzellent, was durch die sehr guten Splattereffekte und die unbekannten aber überzeugenden Schauspieler erreicht wird. Found Footage ist hier aber nicht im Sinne von „Blair Witch“ zu verstehen, es gibt kein wildes rumgewackel und verschwommene Aufnahmen von Hexen, sondern mehr im Sinne von „Guinea Pig“. Also Fake-Snuff Aufnahmen die die Täter selbst herstellen.
Der Film lief beim 3. Obscura Filmfest in Berlin und ist auch auf deutsch erhältlich. Allerdings rate ich von dem teuren Mediabook ab. Zwar kenne ich die deutsche Synchronisation nicht, bei einem Found Footage Film macht aber natürlich der Originalton mehr Sinn, damit wirkt es authentischer. Der spanische Ton ist zwar enthalten, jedoch ohne (!) Untertitel. Da mein Spanisch etwas eingerostet ist, habe ich mir lieber die niederländische DVD geholt, auf der spanisch mit englischen Untertiteln enthalten ist, zudem war die nicht mal halb so teuer.
Fazit: Extrem krasser Found-Footage-Folter-Porno, vergleichbar mit Guinea Pig, zusätzlich noch mit Handlung! Sehr zu empfehlen, aber wirklich nur für hartgesottene.
Filminfo:
OT: Atroz; Mexiko 2015; Regie: Lex Ortega; Darsteller: David Aboussafy, Laurette Flores, Aleyda Gallardo, …Die Rechte aller verwendeter Bilder (Filmplakate, Cover, Screenshots) liegen bei den jeweiligen Filmmachern/Publishern und werden von dieser Seite als Bildzitat verwendet um das Review zu untermauern.
Bildquelle: https://www.imdb.com/title/tt4497686/mediaviewer/rm1818956032
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Schlagwörter: Folter, Found-Footage, Horror, Mexiko, Obscura, splatter, thriller