OT: The Dark Tower; USA 2017; Regie: Nikolaj Arcel; Darsteller: Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor, …
Die lange Vorgeschichte um eine Verfilmung von Stephen Kings „Der dunkle Turm“-Saga verhieß eigentlich nichts Gutes. Das Werk besteht immerhin aus 8 Büchern mit insgesamt über 5600 Seiten, wie soll das verfilmt werden? Deswegen war vor ein paar Jahren noch die Rede von mehreren Filmen und TV Serien-Staffeln die die Filme verbinden. Daraus wurde nichts und so gibt es jetzt erstmal nur den einen Film der gerade in den Kinos läuft. Eine Serie ist übrigens weiterhin in Planung und weitere Filme sind möglich, hängen aber sicherlich vom finanziellen Erfolg des Films ab.
Ich habe von den Romanen bisher die ersten 4 gelesen, das ist aber mindestens 15 Jahre her, ich kann mich also nicht mehr genau an alle Szenen erinnern um diese mit dem Film zu vergleichen. Von der groben Handlung folgt der Film dem ersten Band „Schwarz“ und somit der Reise vom letzten Revolvermann Roland. Begleitet wird er dabei vom Jungen Jake der mehr oder weniger aus Versehen durch ein Portal von New York nach Mittwelt reist.
Wie erwartet wurden dabei viele Sachen verändert, auch grundlegende. So dreht sich Rolands Reise hier mehr um die Suche nach dem Mann in Schwarz als um die Suche nach dem Turm, dass heißt der Film macht eine simple Rachegeschichte aus dem Stoff. Weiterhin werden ein paar Elemente und Szenen aus den nachfolgenden Bänden hier mit eingestreut und natürlich auch vieles weggelassen. Eine weitere Auffälligkeit ist dass die Hauptfigur Roland, im Buch immer wieder als weiß und blauäugig beschrieben, hier von einem schwarzen Schauspieler dargestellt wird. Allerdings wirkt das keineswegs störend und Idris Elba spielt wirklich super.
Die zahlreichen Änderungen resultieren natürlich aus mehreren Faktoren: zum einen muss die Geschichte ja in 90 Minuten erzählt und auch halbwegs abgeschlossen sein (falls es keine Fortsetzung gibt), zum anderen kann man in einem Film auch nicht immer alles darstellen was es in der Vorlage gibt. Eine Romanverfilmung ist halt auch die Interpretation des Stoffes durch den Regisseur, während sich jeder Leser auf seine eigene Weise die Sachen vorgestellt hat.
Wenn man sich mit den Änderungen abfindet und den Film nüchtern betrachtet, stellt man fest: er ist wirklich gut gelungen. Der Film ist wunderbar inszeniert, Mittwelt mit seiner Mischung aus Mittelalter und Hightech sieht toll aus (auch wenn man gern mehr davon gesehen hätte), die Computereffekte sind gut, die Action furios. Die Schauspieler sind grandios, vor allem die drei Hauptdarsteller Idris Elba (Roland), Matthew McConaughey (Mann in Schwarz) und Tom Taylor (Jake). Der Film ist sehr aufregend und bis zum Schluss spannend. Über viele Details der Story wird man im Dunkeln gelassen. Wenn man die Bücher nicht kennt, ist der Film vermutlich ziemlich kompliziert. Dass ist aber allemal okay und besser als im „Ghost in the Shell“ US Remake, wo jedes Detail auch für ganz blöde erklärt wird.
Am besten gefallen hat mir am Film dass er von Anfang an sehr düster ist. Man kann ihn zwar eher als Fantasy/Abenteuer-Film bezeichnen aber die unheimliche Atmosphäre erinnert doch sehr an einen Horrorfilm. Unterstützt wird die düstere Stimmung dadurch, dass der Film ernst bleibt. Hollywoodfilme (und auch US Serien) haben oft die schlechte Angewohnheit, dass so viele Gags und dumme Sprüche eingebaut sind, dass sie den Film ins Lächerliche Ziehen. Bei „Der dunkle Turm“ gibt es zwar auch ein paar lustige Szenen (wenn Roland zum ersten mal nach New York kommt z.B.) aber die halten sich sehr in Grenzen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer eine originalgetreue Umsetzung des Stephen King Werkes erwartet oder erhofft hat, wird enttäuscht werden. Wer aber einen spannenden und düsteren Film sehen will der auf „Der dunkle Turm“ basiert, kann sich freuen!
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