OT: The Human Centipede III (Final Sequence); USA 2015; Regie: Tom Six; Darsteller: Dieter Laser, Laurence R. Harvey, Eric Roberts, Robert LaSardo, Tom Six, …
Mit der Human Centipede Reihe hat der niederländische Regisseur Tom Six ein wahres Phänomen losgetreten. Allein die Idee dass Menschen mit Mund an Arsch zusammen genäht werden um einen gemeinsamen Verdauungstrakt zu bilden ist so genial wie widerwärtig, dass einem schon bei dem Gedanken daran schlecht wird. Mit dem ersten Film ist es ihm gelungen rund um diese Idee einen spannenden Horror-Thriller mit fiesem schwarzen Humor zu inszenieren in dem Dieter Laser in der Rolle des Dr. Heiter brillieren konnte.
Der zweite Film ist keine einfache Fortsetzung wie es im Horrorfilmgenre üblich wäre, sondern betritt eine neue Metaebene: ein kleiner kranker zurückgebliebener Psychopath (genial gespielt von Laurence R. Harvey) nimmt sich seinen Lieblingsfilm „The Human Centipede“ zu Herzen und entführt ein paar Menschen um sich seinen eigenen Tausendfüßler zu bauen. Dabei wird alles das was im ersten Teil nur angedeutet wurde auf schmerzlich realistische Weise dargestellt. Der Film überschreitet öfters mal die Grenzen des Zumutbaren und war dann auch tatsächlich vielen Fans des ersten Teils zu viel. Trotzdem verdient Tom Six Respekt dafür das er sich wirklich etwas einfallen lassen hat und eine ganz andere Art Film geschaffen hat als es der erste Teil war. Auf seine niederschmetternde kranke Art ist der Film dann doch wieder faszinierend aber wirklich nur schwer ertragbar.
Nun ist also endlich der dritte und letzte Teil, die „Final Sequence“, erschienen. Diesmal verspricht Tom Six dass der Film 100% politisch inkorrekt sein soll und das deutet schon an dass er abermals in eine andere Richtung geht als die beiden Vorgänger. Wieder wird die Metaebene verlassen, wir sind jetzt sozusagen in der Realität angekommen. Der Film spielt in einem Gefängnis für Schwerkriminelle in den USA. Dort ist der deutsch-amerikaner William Boss (Dieter Laser) der Leiter. Aber das Gefängnis läuft nicht gut: immer wieder kommt es zu brutalen Übergriffen der Insassen auf die Mitarbeiter, Boss kriegt sie trotz seiner brutalen Foltermethoden einfach nicht in den Griff, und das Gefängnis trägt sich wirtschaftlich nicht. Deswegen ist auch der Gouverneur (Eric Roberts) außer sich vor Wut weil das Gefängnis im Wahljahr sein Ansehen beschädigt. Er droht Boss raus zu schmeißen wenn sich nicht innerhalb von zwei Wochen etwas ändert. Der Berater Dwight Butler (Laurence R. Harvey) zeigt Boss die beiden „Human Centipede“ Filme und schlägt vor aus den Insassen einen Tausendfüßler zu bauen um sie zu züchtigen.
Erstmal ist ja schon die Idee genial die beiden Hauptdarsteller der ersten Teile in anderen Rollen für den dritten Teil zu besetzen. Dieter Laser wollte zuerst gar nicht mitspielen da er sich mit Tom Six über das Drehbuch gestritten hat (zwischenzeitlich war Udo Kier für seine Rolle im Gespräch). Gott sei dank hat er sich dann aber um entschieden; ob dafür Änderungen am Drehbuch vorgenommen wurden, ist mir nicht bekannt. Er spielt den durch und durch rassistischen, grausamen und sexistischen Leiter mit einer Leidenschaft dass man ihn glatt für einen echten Nazi halten könnte. Auch der kleine böse Gnom Laurence R. Harvey ist wieder großartig.
Von den gezeigten Grausamkeiten ist der Film ähnlich krass wie Teil 2, abgemildert wird das alles aber durch einen witzigen Kontext. Allein die Rolle von Dieter Laser ist so was von übertrieben dass es doch immer wieder lustig ist wie er seine Mitmenschen rassistisch voll pöbelt und aufs übelste beleidigt. Ich bin vollkommen antirassistisch aber ich kann trotzdem über rassistische Witze lachen. Es ist halt politisch unkorrekt, Boss erinnert an Cartman aus South Park. Regelmäßig bleibt einem das Lachen dann aber wieder im Hals stecken, zum Beispiel wenn Boss eine bewusstlose verprügelte Frau vergewaltigt. Insgesamt ist der Film doch aber eine (sehr sehr schwarze und bitterböse) Komödie und geht damit eher in die Richtung von Teil 1. Leider ist der Film weder so spannend wie Teil 1 noch so fesselnd wie Teil 2 was auch daran liegt dass im Trailer schon die komplette Handlung verraten wird (falls ihr den Trailer noch nicht gesehen habt: TUT ES NICHT!). Dennoch bietet er genug Einfälle um auf eine abartige Weise zu unterhalten.
Zur generellen Umsetzung kann man nur sagen das der Film in allen Punkten überzeugen kann. Neben den beiden tollen Hauptdarstellern sind mit Eric Roberts und Robert LaSardo noch weitere tolle Schauspieler vertreten. Daneben spielt auch Tom Six als er selbst mit. Es wurde auf sehr viele Details geachtet so dass der Film insgesamt logisch bleibt, was schon echt eine Meisterleistung bei der abgefahrenen Story ist.
Eines ist noch anders als bei den ersten beiden Teilen dass mir sehr gut gefallen hat: der Film hat eine Botschaft. Er klagt überdeutlich die USA dafür an dass sie Folter als legitimes Mittel der Verbrechensbekämpfung sehen (z.B. in Guantanamo). Ich sage nur „This is exactly what america needs.“ Eine so explizite Kritik an den USA machen diesen Film dann vollends 100% politisch inkorrekt.
Fazit: Eine weitere gelungene Fortsetzung, ein weiterer abartiger kranker und sehenswerter Film. Jetzt reicht es aber auch, Tom Six bitte überrasche uns in deinem nächsten Film mit einer neuen tollen Idee!
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