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[Review] Paper Wasps [Obscura #3]

OT: Kanada 2017; Regie: Brendan Petersen; Darsteller: Daina Jordan Oja, Dee Marie, Tony Gallo, …

Paper Wasps ist nach Darkslide der zweite Film von Brendan Petersen. Wer Darkslide kennt kann schon erahnen dass es sich bei Paper Wasps ebenfalls nicht um einen normalen Film für den Mainstream handelt. Sowohl optisch als auch von der Erzählstruktur her ist der Film sehr außergewöhnlich und mit dem indirekten Vorgänger vergleichbar.

Dabei könnte man zunächst annehmen man hätte es mit einem typischen Horror/Slasher Film zu tun:
Drei junge Menschen, namentlich Sister Mercy, Hammer Hank und Nightchild, schließen sich zusammen um die Straßen von Abschaum zu befreien. Dabei gehen sie nicht wahllos vor sondern haben eine Liste mit bestimmten Leuten, meist Pädophile, die sie umbringen wollen. Ob diese Leute tatsächlich schuldig sind, ob ein normaler Weg über eine Anzeige nichts gebracht hat oder ob vielleicht die drei Rächer nur einen Vorwand suchen um ihrem Mordtrieb freien Lauf zu lassen… das alles bleibt ein Rätsel. Ebenso bleibt im Dunkeln was es mit den maskierten Gestalten auf sich hat, die später wiederum Jagd auf die Rächer machen.

Es gäbe genügend gute Ansätze für eine interessante und spannende Story, der Film folgt aber keinem üblichen Handlungsbogen. Und das mit Absicht: im Making Of erfahren wir dass die Erzählstruktur von den Machern als „neural-storytelling“ bezeichnet wird. Das bedeutet in etwa das verschiedene Szenen die Bruchstücke der Handlung, oder auch verschiedene alternative Versionen davon, bilden und diese durcheinander und verzweigt sind, wie ein neuronales Netz oder auch wie ein Spinnennetz.

Das heißt im Klartext: das alles ist äußerst verwirrend und erinnert mehr an einen Alptraum. Vieles ergibt keinen offensichtlichen Sinn, man kann selbst etwas hinein interpretieren. Zum Beispiel werden die drei Rächer an einer Stelle im Film von einem anderen Psychopathen mit Clownsmaske gefangen genommen. In der nächsten Szene sind sie auf einmal wieder draußen. Haben sie sich befreit? Spielt die Szene vorher? War der Clown nur Einbildung?

Das ganze ist dadurch dass es keine erkennbare Handlung gibt nicht gerade spannend. Auch am Ende des Films gibt es keine große Überraschung oder Auflösung, man kann wie gesagt hinein interpretieren was man will. Interessant ist der Film aber durchaus. Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man mit diesem Kunstprojekt eine außerordentliche Erfahrung serviert die einen noch einige Zeit beschäftigen wird. Dazu können die Schauspieler auf ihre Art überzeugen und der Film bietet einiges an blutigen Effekten und generell Horrorelementen. Die Optik ist wie in Darkslide wieder sehr besonders: egal ob Szenen in bunte Lichter getaucht sind (z.B. in rot/grün was an Argento erinnert), verschiedene digitale Effekte und Filter eingesetzt werden, mehrere Szenen übereinander geblendet gezeigt werden oder auch mal eine Szene fast komplett im Dunkeln spielt: in fast jeder Szene ist das Bild auf kunstvolle Weise verfremdet. Die optischen Effekte sind aber etwas sparsamer eingesetzt als in Darkslide. Auch die Musik weiß wieder auf hypnotische Weise die mysteriöse Atmosphäre zu unterstreichen.

Das ganze könnte so schön sein, hätte der Film nicht einen Haken: die Laufzeit. Wo Darkslide noch knackige 63 Minuten ging, geht dieser Film mit fast 2 Stunden deutlich zu lang, dafür dass es nur wenig Handlung gibt. Es gibt immer wieder Szenen die unendlich in die Länge gezogen sind. Da sieht man beispielsweise mehrmals die Protagonisten wie sie minutenlang eine Straße entlang laufen, ohne dass irgendwas passiert. Sicher wollte der Regisseur auch hiermit etwas ausdrücken, das macht aber den ohnehin anstrengenden Film noch anstrengender, man könnte auch sagen langatmig. Schade.

Der Film lief auf dem 3. Obscura Filmfest in Berlin und kann außerdem über die Platform vimeo ausgeliehen oder gekauft werden. Ihr könnt also für schmale 0,99 € den Film anschauen, gebt ihm ruhig mal eine Chance wenn das Review ansatzweise euer Interesse geweckt hat:
vimeo.com/ondemand/paperwasps/238163410

Fazit: Gut gemachtes Kunstfilm-Projekt im Horror/Slasher Gewand, allerdings etwas zu sehr in die Länge gezogen.

Trailer:




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