Die Romane von Edward Lee die ich bisher gelesen habe, zeichneten sich mehr durch extreme Gewalt und Sexszenen aus, als durch literarischen Hochgenuss. Das ist völlig okay, er gilt ja schließlich als Meister des Extrem-Horrors und nicht als neuer Goethe.
Der Roman „Porträt der Psychopathin als junge Frau“ dagegen kann nicht nur als Splattergranate überzeugen, sondern ist auch ein dermaßen spannender Thriller mit tollen Charakteren, dass er doch glatt Stephen King/Dean Koontz/Richard Layman Qualitäten hat! Liegt es daran, dass er den Roman zusammen mit Elizabeth Steffen geschrieben hat? Sie war wohl auch für die vielen wissenschaftliche Details verantwortlich, da sie viele Jahre bei der Polizei gearbeitet hat und sich dort um Psychopathen kümmerte.
Darum geht es: Kathleen Shade, Autorin bei einem feministischen Magazin, bekommt eines Tages ein Paket mit einem abgetrennten Penis und einem Brief einer Psychopathin: sie fühlt sich mit der Journalistin verbunden und möchte, dass diese ihre Geschichte als Buch heraus bringt. Kathleen wendet sich an die Polizei, die natürlich im Dunkeln tappt. Und fast täglich tauchen neue Leichen auf die vor ihrem Tod von der Psychopathin auf abscheulichste Weise gefoltert wurden.
Der Roman besteht zum einen aus den Handlungsszenen rund um Hauptfigur Shade, zum anderen aus den Briefen die ihr die Psychopathin schreibt und in denen sie sowohl ihre grausamen Morde medizinisch äußerst detailliert beschreibt, als auch Einblicke in ihre Vergangenheit gibt. Dazu erhalten wir immer wieder ausführliche Einschätzungen eines Polizei-Psychologen. Die „Fakten“ über die Psychopathin wirken deshalb äußerst realistisch. Die Story drumherum wirkt zwar sehr konstruiert, ist aber kurz gesagt sauspannend. Ich will nichts weiter verraten, aber neben der Psychopathin taucht noch ein weiterer Bösewicht auf und am Ende wird dann alles logisch zusammen gefügt.
Toll an dem Roman ist, dass einige Dinge thematisiert werden, die sonst in ähnlichen Büchern selten eine Rolle spielen. Homosexualität, Feminismus, Kindesmissbrauch und auch die Tatsache, dass die beiden Hauptfiguren, also die Journalistin und die Psychopathin, Frauen sind, sorgen für interessante Themen im sonst eher klischeehaften Horrorgenre.
Fazit: Extrem spannender Thriller mit extremen Folter- und Splatterszenen und extrem interessanten Figuren und Themen. Extrem-Horror kann auch anspruchsvoll sein!
Filminfo:
OT: Portrait of the Psychopath as a Young Woman; USA 1998; Autoren: Edward Lee, Elizabeth SteffenDie Rechte aller verwendeter Bilder (Buchcover) liegen bei den jeweiligen Verlagen und werden von dieser Seite als Bildzitat verwendet um das Review zu untermauern.
Bildquelle: https://www.festa-verlag.de/portraet-der-psychopathin-als-junge-frau.html
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Schlagwörter: Edward Lee, Elizabeth Steffen, Extrem Horror, Horror, Psychopath, Roman, Serienkiller, thriller