Erstmals war mit „The Hunt“ auf dem Obscura Filmfest eine große Hollywood Produktion zu sehen. Doch von einem weichgespülten Mainstream-Film kann keine Rede sein, dafür sind die ausufernde Gewalt, der schwarze Humor und die politische Unkorrektheit zu kompromisslos.
Der von „Blumhouse Productions“, bekannt für erfolgreiche Horrorfilme wie Paranormal Activity und Get Out, produzierte Film sollte ursprünglich 2019 in den Kinos starten, wurde aber auf Grund von gewaltsamen Ausschreitungen in den USA zunächst auf 2020 verschoben und dann wegen der Corona-Pandemie ganz abgesagt. Auf Bluray ist der Film mittlerweile auch in Deutschland erhältlich. Beim Obscura Filmfest hatte man zum Glück die Gelegenheit ihn auch auf der großen Leinwand zu erleben.
Der Film dreht sich um ein paar Leute die entführt und in einem Wald fern ab der Zivilisation ausgesetzt werden. In einer Kiste finden sie Feuerwaffen. Während sie sich noch fragen was das ganze soll, wird auf sie geschossen. Die Jagd ist eröffnet, die ersten Menschen sterben. Zumindest haben ihnen ihre Jäger ja aber Waffen zur Verteidigung überlassen, wodurch das Ganze an ein perfides Spiel wie etwa in Battle Royale erinnert.
Die Gejagten werden schnell dezimiert. Es wird in Fallen und durch Waffen gestorben, immer mit deftigen, blutigen aber stark übertriebenen und damit witzigen Splattereffekten garniert. Von den wenigen Überlebenden kristallisiert sich die Figur der Crystal heraus (toll gespielt von Betty Gilpin), die langsam dem wahren Hintergrund auf die Schliche kommt. Es bleibt spannend und am Ende gibt es nochmal eine unerwartete Wendung. Aus diesem Grund sei hier nichts genaues verraten, nur so viel: es geht bei der Jagd im Grunde um einen Konflikt zwischen der selbsternannten Elite und Leuten die eher in konservativen Bahnen denken. Auf die USA bezogen könnte man sagen: Demokraten gegen Republikaner, allgemein gesagt „Links“ gegen „Rechts“.
Dabei urteilt der Film nicht, sondern beide Seiten werden hinterfragt und kritisiert. Der Film beobachtet und gibt zynische Kommentare ab, beispielsweise wenn einer einen Mord damit rechtfertigt, dass der Ermordete ja bestimmt das N-Wort benutzt hat oder wenn sich die vermeintlich Guten gegenseitig an die Gurgel gehen, weil sie sich nicht gender-neutral angesprochen haben. Auch wenn der Film ernste Themen behandelt, werden diese humorvoll verpackt und erinnern mehr an eine Parodie. Die äußerst schwarzhumorige Gesellschaftskritik, in Verbindung mit absurden Splattereinlagen erinnert doch sehr an die Kultserie „South Park“ – wer diese mag, wird auch am Film seine Freude haben.
Ansonsten kann der Film technisch total überzeugen, genau so wie man es von einer Hollywood Produktion auch erwartet. Unter den Schauspielern gibt es einige bekannte Gesichter, beispielsweise Hilary Swank oder Emma Roberts, die leider nur eine kleine Rolle spielt. Das ganze ist gut gefilmt und kurzweilig inszeniert. Toll!
Der Film lief am Freitag den 30.10.2020 um 22:30 Uhr beim 6. Obscura Filmfest in Berlin.
Fazit: Schwarzhumorige Gesellschaftskritik, gewürzt mit viel Splatter und Action. Großartig!
Filminfo:
OT: The Hunt; USA 2020; Regie: Craig Zobel; Darsteller: Betty Gilpin,
Emma Roberts, Ethan Suplee, Hilary Swank, …Die Rechte aller verwendeter Bilder (Filmplakate, Cover, Screenshots) liegen bei den jeweiligen Filmmachern/Publishern und werden von dieser Seite als Bildzitat verwendet um das Review zu untermauern.
Bildquelle: https://www.imdb.com/title/tt8244784/mediaviewer/rm4188322305/
imdb.com ofdb.de
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Schlagwörter: Action, Gesellschaftskritik, Obscura6, Parodie, splatter