Einer der schlimmsten Terroranschläge in der jüngeren Geschichte waren die vom 22.07.2011 in Norwegen. An diesem Tag zündete der Neonazi Anders Breivik erst eine Autobombe vor einem Regierungsgebäude in Oslo (8 Tote) bevor er auf die Insel Utøya fuhr, auf der gerade ein Jugendcamp stattfand, und dort kaltblütig 67 Menschen tötete, darunter sehr viele Kinder und Jugendliche. 33 weitere wurden schwer verletzt.
Mit dieser ungeheuerlichen Tat eines überzeugten Einzeltäters, der damit etwas gegen die angebliche Überfremdung und Islamisierung in Norwegen und Europa tun wollte, beschäftigt sich der Film „22. Juli“ von Paul Greengrass („Bourne“ Filme, Green Zone), der seit dem 10.10.2018 exklusiv auf Netflix erhältlich ist. Übrigens: nicht zu verwechseln mit dem Kinofilm „Utøya 22. Juli“ der den gleichen Anschlag behandelt aber eine andere, subtilere Herangehensweise wählt.
Der Film hält sich im großen und ganzen an die Fakten und Zeugenaussagen. In Verbindung mit der Handkamera und den authentisch wirkenden Schauspielern, entsteht fast der Eindruck einer Dokumentation. Der Film mit seiner Laufzeit von 2h 24m lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen:
Zuerst wird der Anschlag selbst gezeigt, ganz nah an Anders Breivik dran aber zum Glück ohne die die Taten allzu explizit zu zeigen. Grausam und aufregend, fast Thriller-Artig ist es trotzdem inszeniert.
Danach geht der Film auf die Opfer und ihre Angehörigen ein am Beispiel eines Jungen der bei dem Anschlag ein Auge verlor und erst wieder laufen lernen muss.
Zuletzt wird dann noch der Prozess gegen Breivik dargestellt, bei dem der Täter seine Aussage mit einem Hitlergruß eröffnete.
Der Film ist insgesamt, abgesehen von dem aufregenden Anfang, eher ein ruhig inszeniertes Drama, äußerst bedrückend in seiner Wirkung, vor allem da ja alles gezeigte so oder so ähnlich tatsächlich passiert ist. Die Schauspieler sind zum Glück keine Hollywoodschönlinge sondern vom Aussehen her normale Leute, die sehr natürlich und glaubhaft ihre Rollen spielen. Die Handlung wurde auch zum Glück nicht mit zusätzlichem Drama angereichert, es gibt keine Liebesgeschichte oder ähnliches. Die Handkamera gibt dem Zuschauer den Blick als würde er neben den Figuren stehen, was die beklemmende Atmosphäre verstärkt. Allerdings nervt das rumgewackel auch manchmal, es ist aber nicht so schlimm wie beispielsweise in „Green Zone“.
Gerade in Zeiten in denen in Deutschland und ganz Europa verschiedene Parteien und Gruppierungen wie AFD und Pegida gegen Ausländer hetzen, sollte dieser Film als Mahnung von möglichst vielen Leuten angesehen werden, am besten sogar in der Schule.
Fazit: Sehr guter Film der in fast dokumentarischem Stil die tatsächlichen Ereignisse nachzeichnet und dabei bedrückend realistisch wirkt. Ansehen!
Filminfo:
OT: 22 July; Norwegen, Island, USA 2018; Regie: Paul Greengrass; Darsteller: Hang Tran, Thorbjørn Harr, Anders Danielsen Lie, …Die Rechte aller verwendeter Bilder (Filmplakate, Cover, Screenshots) liegen bei den jeweiligen Filmmachern/Publishern und werden von dieser Seite als Bildzitat verwendet um das Review zu untermauern.
Bildquelle: https://www.imdb.com/title/tt7280898/mediaviewer/rm4229136128
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Schlagwörter: Drama