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[Review] Halloween (2018)

Ich habe mich gestern in die fast ausverkaufte Vorpremiere des neuen „Halloween“ in meiner Kleinstadt gewagt, der Film scheint doch viele zu interessieren. Eins vorne weg: enttäuscht werden kann man ja nur wenn man die falschen Erwartungen hat. Ich hatte einen guten Film erwartet aber sicher kein Meisterwerk. Und ich wurde nicht enttäuscht aber leider auch nicht positiv überrascht…

Der Film setzt storytechnisch ganz grob auf dem ersten Teil von 1978 auf und ignoriert alle Fortsetzungen. Ganz grob deshalb, weil auch das Ende vom Original ignoriert wird: im neuen Film wurde Michael Myers nach der Halloweennacht, in der er drei Menschen getötet hat, festgenommen und sitzt seit dem in der geschlossenen Anstalt. Laurie Strode, die die damaligen Angriffe knapp überlebt hat, bereitet sich wiederum seit 40 Jahren darauf vor, Myers endgültig den Gar auszumachen, sollte er jemals wieder frei kommen.

Und wie es der Zufall so will, wird Michael Myers nun im neuen Film von der einen Anstalt in eine andere verlegt. Die Drehbuchautoren haben sich hier einen besonders kreativen Kniff einfallen lassen, etwas noch nie dagewesenes: ACHTUNG MEGA SPOILER: Michael Myers kann beim Transport fliehen!! Natürlich ist auch kein zusätzliches Polizeiauto dabei, warum auch, sitzen ja nur 12 Psychopathen im Bus. Natürlich wird der Transporter auch nicht per Funk oder GPS überwacht. Wozu auch, was soll schon passieren… Aber egal: Myers ist jedenfalls auf dem Weg nach Haddonfield, der Showdown kann beginnen.

Der Film ist prinzipiell gut gemacht und nicht so lächerlich wie die ein oder andere Fortsetzung. Keine merkwürdigen Kulte und der gleichen, die Geschichte ist bodenständiger und realistischer, ganz wie der erste Teil, und das ist auch gut so. Allerdings wollten die Verantwortlichen scheinbar zu viele Dinge in den fast zwei Stunden Film einbringen und haben sich dabei etwas verschätzt. Zum Beispiel zu Beginn die interessante Geschichte um die zwei Journalisten wird nach einiger Zeit einfach fallen gelassen und spielt überhaupt keine Rolle mehr. Dann nimmt einen großen Teil des Films ein Familiendrama um Laurie Strode, ihre Tochter und ihre Enkelin ein. Das ist eine nette Idee, bleibt aber zu oberflächlich. Rob Zombie hatte da in seinen Halloween Interpretationen das Thema Familie viel besser eingebracht und auch sinnvoll in die Story eingebunden. In der Form wie im neuen Film hätte man es auch gleich weglassen können.

Dann ist der Film mal einen kurzen Abschnitt lang ein Teenie-Slasher der wie das Original am Halloweenabend spielt und ein paar drogen- und sexsüchtigen Jugendlichen ihre gerechte Strafe zukommen lässt. Diesen Abschnitt kann man aber eher als kurze Anspielung ans Original sehen, in den restlichen Film wirkt es reingepresst.

Danach kommt dann der letzte Abschnitt, der sich schon von Anfang an angedeutet hat: Laurie Strode wird zur Jägerin und versucht Myers zur Strecke zu bringen. Hier wird es dann endlich mal spannend und abwechslungsreich. Dieser Schluss rettet den Film insgesamt. Meiner Meinung hätte gleich der ganze Film nur auf dieser Idee basieren sollen. Laurie VS Myers wäre dann dafür der passende Titel gewesen.

Ein anderes Problem des Films ist es, dass er nicht spannend genug ist. Es wird in verschiedenen Szenen Spannung aufgebaut und dann passiert: nichts. Zum Beispiel die Szene am Anfang in der die beiden Journalisten Michael in der Psychiatrie besuchen, ihr kennt sie vielleicht schon aus dem Trailer. Optisch ist sie toll gefilmt. Alle sind angespannt und warten darauf ob Myers irgendeine Reaktion zeigt… die Spannung steigt… und dann ist die Szene zu Ende und nichts ist passiert.

Dann noch eine etwas merkwürdige Sache: generell ist der Film vom Gewaltgrad her relativ harmlos, was auch in einer FSK 16 mündete, und auch voll okay ist, schließlich war das Original auch ziemlich blutleer. Dann gibt es aber wieder ein paar Gewaltspitzen die im Verhältnis aufgesetzt und lächerlich wirken, das Publikum im Kino hat an diesen Stellen auch gelacht. Auch hier wirkt der Film irgendwie unentschlossen, als wäre sich der Regisseur nicht sicher gewesen ob er lieber einen harmlosen Film wie das Original oder einen ultra Brutalo wie die Rob Zombie Halloweens machen will. Vielleicht hätte man aber auch einen erfahrenen Horrorregisseur verpflichten sollen…

Meine ganzen Kritikpunkte sollen nicht so verstanden werden, dass der Film schlecht wäre, das ist er nicht. Er hat einige positive Aspekte: er ist generell gut gefilmt, der Score von Carpenter unter Verwendung des original Halloween Themes haut wieder rein, die Schauspieler machen ihre Sache gut (wenn auch nicht besonders…), Jamie Lee Curtis kann sehr überzeugen. Auch toll sind die Anspielungen ans Original in denen verdeutlicht wird, dass Laurie diesmal die Jägerin ist. So steht sie in einigen Szenen genau so da, wie Michael im Original. Der letzte Abschnitt des Films ist dann auch richtig gut.

Unter den ganzen Fortsetzungen ist der neue Film einer der besseren aber es wird doch leider einiges versaut weil versucht wurde zu viel Story in den Film einzubringen. Vor allem ist der Film aber nicht ansatzweise so spannend und gruselig wie das Original oder das Remake von Rob Zombie.

Da einen die Erinnerung auch manchmal drüben kann, habe ich mir direkt nach dem Kinobesuch zu Hause mal wieder das Original angeschaut. Es kann zwar sein, dass ich es durch eine Retrobrille sehe aber das Original ist Szene für Szene, Einstellung für Einstellung einfach toll gefilmt und perfekt musikalisch unterlegt. Kurz gesagt: sau spannend. Der neue wirkt dagegen amateurhaft.

Fazit: Der neue Halloween hat viele gute Ansätze, kann aber insgesamt nicht ganz überzeugen. Trotzdem ist er ein guter Film, den Halloween Fans sich schon mal anschauen können.

Filminfo:
OT: Halloween; USA 2018; Regie: David Gordon Green; Darsteller: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Virginia Gardner, …

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Bildquelle: https://www.imdb.com/title/tt1502407/mediaviewer/rm1789361152
ofdb.de imdb.com

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