Widerlich! So könnte man den Inhalt dieses Romans zusammenfassen. Edward Lees Bighead wurde zwar das „most disturbing book“ genannt (Quelle: https://www.festa-verlag.de/bighead.html), scheinbar hatten diejenigen aber nicht „Das Schwein“ gelesen 😉
Zur Story: ein junger Filmstudent träumt davon mit seinem ersten Kurzfilm ganz groß rauszukommen. Für die Realisierung benötigt er allerdings 4000$. Das hört zufällig ein zwielichtiger Mann, der ihm anbietet ihm sofort das Geld zur Verfügung zu stellen, allerdings mit 100% Zinsen. Klar, denkt sich der Student, sein Film wird ja sicher ein Erfolg, die Rückzahlung kein Problem. Dass der Geldgeber allerdings ein Mitglied der Mafia ist und schon nach wenigen Wochen bei ihm vor der Tür steht, hätte er nicht gedacht. Da er das Geld so schnell nicht zurückzahlen kann, wird ihm zur Strafe ein Ei abgeschnitten und er wird in ein abgelegenes Haus entführt. Dort warten auf ihn zwei heroinabhängige Nutten die für den Straßenstrich nicht mehr zu gebrauchen sind, ein paar Hunde und eine Kamera. Seine Aufgabe: Tierpornos für die Mafia drehen.
Diese durchaus interessante Geschichte ist allerdings nur so etwas wie eine Rahmenhandlung. Der folgende, größte Teil des Buches ist quasi eine Aneinanderreihung dieser widerlichen Szenen die der Student drehen muss. Das meiste davon sind Filmchen mit Tieren, nicht nur mit den Hunden, sondern auch beispielsweise mit einem Pferd oder dem titelgebenden Schwein. Daneben gibt es alles mögliche Abartige was man sich vorstellen kann aber auch nie vorstellen wollte. Das Ganze ist dann auch noch mit extrem gewalttätigen Szenen angereichert. Dem „Extrem“ im Extrem Horror macht das Buch jedenfalls alle Ehre. Spannend ist es allerdings nicht besonders. Der Student versucht gar nicht zu fliehen, sondern macht ganz brav seine Arbeit, in der Hoffnung irgendwann frei zu kommen.
Zum „Horror“ kommt es dann erst am Ende in gewisser Weise. Es wird, wie so oft im Extrem-Horror-Genre, übersinnlich und wie so oft ist das etwas unpassend, da die Geschichte bis dahin realistisch war. Es wirkt ein wenig als sei dem Autor nichts besseres eingefallen die Geschichte sinnvoll zu Ende zu bringen. Allerdings, einen gewissen trashigen Humor kann man dem letzten Kapitel nicht absprechen. Irgendwie wertet das das Buch sogar auf.
Für geneigte Fans ist der Roman auf jeden Fall unterhaltsam. Der Schreibstil von Edward Lee ist locker und humorvoll, es lässt sich schön flüssig lesen. All zu dick ist das Buch ja auch nicht, so dass man es schön mal nebenbei lesen kann.
Noch eine interessante Sache am Rande: Stefan Sierecki hat sich bei seinem ersten Film Hi8: Ressurectio von „Das Schwein“ inspirieren lassen. Auch dort braucht ein Student Geld für seinen Film und nimmt ein zwielichtiges Angebot an. Er muss dann allerdings Snuff-Filme drehen, um Pornoszenen geht es im Film nicht, und es nimmt auch eine etwas andere, ziemlich interessante Wendung als das Buch. Trotzdem ist es so was wie eine inoffizielle Verfilmung und für Fans des Buches auf jeden Fall einen Blick wert.
Fazit: Wer auf Extrem-Horror steht kann hier seine Grenzen austesten. Unterhaltsam, auf eine abartige Weise, ist der Roman auf jeden Fall, spannend dafür nicht unbedingt.
Info:
OT: The Pig; USA1997; Autor: Edward LeeDie Rechte aller verwendeter Bilder liegen bei den jeweiligen Verlagen/Autoren und werden von dieser Seite als Bildzitat verwendet um das Review zu untermauern.
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