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[Review] Dark Glasses

Dario Argento, verantwortlich für Meisterwerke des Giallo und Horrorfilms wie Suspiria und „Tenebre“, stellte überraschend auf der Berlinale 2022 einen neuen Film nach 10 Jahren Pause vor. „Dark Glasses“ ist wieder ein Giallo, erscheint demnächst auf DVD/BD und läuft zur Zeit sogar in den deutschen Kinos. Doch kann er an alte Erfolge anknüpfen?

Zunächst stimmen alle Zutaten. Die Story ist geradezu typisch: ein Mörder macht jagt auf Edelprostituierte und hat bereits drei auf dem Gewissen. Die Sexarbeiterin Diana wird von ihm in einen Autounfall verwickelt, überlebt diesen, verliert dabei aber ihr Augenlicht. Aus Mitleid nimmt die nun blinde Frau den asiatischen Jungen Chin auf, der durch den Unfall zum Waisen geworden ist. Der Mörder ist ihr weiterhin auf der Spur, die Polizei tappt natürlich im Dunkeln.

Die Handlung ist allerdings nicht so spannend wie sich das bis hierhin anhört. In den alten Giallos ermittelte das Hauptfigurenpaar meist selbst nach dem Mörder und lieferte sich mit diesem ein Katz und Mausspiel. Hier ist Diana mit dem Junge erst mal auf der Flucht vor der Polizei, die sie wegen Kindesentführung sucht. Auf den Mörder treffen sie eher durch Zufall wieder. Die Auflösung ist dann auch nicht so überraschend. Es gibt zwar wieder ein Detail aus dem Anfang des Films, das die Identität des Mörders verrät, doch es gab schon mal interessantere Wendungen.

Abgesehen davon ist der Film aber spannend und toll inszeniert. Es gibt wieder optische Spielereien, wie man es von Argento kennt, beispielsweise Aufnahmen bei einer Sonnenfinsternis. So opulent wie Suspiria oder „Opera“ ist der Film zwar nicht, aber er sieht sehr gut aus. Auch die Schauspieler sind toll, besonders die beiden Hauptdarsteller. Die Kombination aus einer blinden Frau und einem kleinen Junge ist wahrscheinlich eine Anspielung an Darios zweiten Film Die neunschwänzige Katze von 1971: dort war es ein blinder Journalist und seine kleine Nichte, die einem Mörder auf der Spur waren und von diesem bedroht wurden. Asia Argento, die auch als Produzentin am Film beteiligt ist, ist in einer Nebenrolle zu sehen. Ich habe sie zuerst gar nicht erkannt, sie wird ihrer Mutter Daria immer ähnlicher. Tiere spielen wie so oft in Darios Filmen eine wichtige Rolle, diesmal sind es Hunde.

Die Musik untermalt den Film sehr gut und verleiht viel Spannung und Atmosphäre. Zwar stammt sie diesmal nicht von Goblin, sie ist aber in einem ähnlichen Stil angelegt, einer Art progressive Rock, teilweise mit technoartigen Beats, sehr schweißtreibend und aufregend. Die Gewaltszenen sind nicht sehr zahlreich und im Prinzip nichts was man als Splatterfan nicht schon kennt, aber doch teilweise recht brutal. Zum Beispiel eine Szene in der einer Frau von hinten mit einem Draht die Kehle aufgeschnitten wird: zwar hat man ähnliche Szenen schon hundert mal gesehen, aber dass die Frau anschließend noch eine endlos lange Minute röchelnd herumläuft, während ihr immer wieder Blut aus der Wunde und dem Mund läuft, ist schon eher ungewöhnlich und ziemlich grausam.

Fazit: Insgesamt ist Dario Argento wieder ein toller Giallo gelungen. Die Inszenierung ist über jeden Zweifel erhaben, inhaltlich könnte er etwas spannender und gerne auch ein wenig blutiger sein. „Dark Glasses“ kommt nicht ganz, aber ziemlich nah an Argentos Klassiker heran!

Filminfo:
OT: Occhiali neri; Italien/Frankreich 2022; Regie: Dario Argento; Darsteller: Ilenia Pastorelli, Xinyu Zhang, Asia Argento, …

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Bildquelle: https://www.imdb.com/title/tt10935560/mediaviewer/rm1133700865/

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  • Dieses Thema hat 1 Antwort und 2 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr, 9 Monaten von mdbnase. This post has been viewed 1784 times
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    mdbnase
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    Also ich weiß nicht. Fand den Film echt nicht gut. Kaum Spannung, Logiklöcher zu Hauf, unverständliche Handlungen der Protagonistin und die ganzen Selbstreferenzen fand ich eher aufgesetzt. Zudem fand ich Hauptdarstellerin Ilenia Pastorelli doch eher durchschnittlich. Optisch teils recht Stimmungsvoll, ebenso der Score, aber ansonsten doch recht schwacher Beitrag des Altmeisters. Ich war jedenfalls enttäuscht.

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