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[Review] Todesmarsch nach Chiasso

Der neue Film von Juval Marlon (Sturmgewehr), hebt sich deutlich von den bisherigen Filmen des schweizerischen Regisseurs ab, denn es handelt sich nicht um einen Spielfilm, sondern um eine Art Untergrund-Dokumentation gemischt mit fiktiven Szenen.

Die Idee beruht auf Marlon’s Kurzfilm Todesmarsch und stellt eine Art Fortsetzung dazu dar. Wie bei dem Kurzfilm ist Marco Klammer der Hauptdarsteller und spielt sich selbst. Marco Klammer war außerdem auf kreativer Seite maßgeblich am Film beteiligt, hat die Idee mit entwickelt und den Film auch mit produziert. Ansonsten stammt aber wie üblich Kamera, Schnitt, Produktion und Regie von Juval Marlon selbst.

Der Film stellt eine Hommage an die leider viel zu jung verstorbene Shivabel Coeurnoir dar, die man z.B. als Hauptdarstellerin in „Das Verlangen der Maria D.“ kennt und die eine gute Freundin von Marco Klammer war. Marco erzählt im Film, dass er mit dem Gedanken gespielt hat, zu ihrem Grab in die Stadt Chiasso in der Schweiz zu reisen und sich dort das Leben zu nehmen. Dies ist sozusagen der Ausgangspunkt und das „Ziel“ des Films, der sich darauf aufbauend mit verschiedenen Aspekten zum Thema Tod beschäftigt.

So geht es um Snuff, Mord, Gewaltverherrlichung in Filmen, Selbstmordgedanken und so weiter. Hauptsächlich kommt dabei Marco Klammer zu Wort, häufig aber auch Schauspielerin Isabelle Fitzgerald, die man zum Beispiel aus Einöde der Peiniger kennt. Zwischen diesen Interviews gibt es noch Einspieler in denen größtenteils Frauen durch Marco Klammer misshandelt und getötet werden. Natürlich handelt es sich hier um gestellte Szenen, sie passen aber zum Thema Frauenhass, der Marco Klammer vorgeworfen wird und zu dem er hier auch Stellung nimmt.

Inhaltlich ist es sehr interessant was die beiden Schauspieler zu den Themen zu erzählen haben. Isabelle hat etwas mehr esoterische Ansichten zum Tod, während Marco Klammer ziemlich schräge Meinungen zum Besten gibt, die moralisch doch teilweise sehr grenzwertig sind. Die gestellten „Mordszenen“ dazwischen bieten übrigens keinen Splatter, sind aber in ihrer Darstellung von sexualisierter Gewalt meiner Meinung nach schon fast unnötig brutal. Auf einer psychologischen Ebene jedenfalls sind sie schwer zu ertragen. Das Gezeigte (und auch das Gesagte) ist wieder schwere Kost, so wie man es vom Regisseur gewohnt ist, und man wird gezwungen selbst über diese kontroversen Themen nachzudenken. Mit 72 Minuten hat der Film fast normale Spielfilmlänge und ist nicht zu ausschweifend.

Die ganze Machart des Films im Dokumentationsstil, erinnert an die Untergrund-Dokus von René Wiesner und hinterlässt ein ähnlich mulmiges Gefühl. Technisch gesehen ist allerdings noch Luft nach oben (gerade auch im Vergleich zu Wiesner): bei den Interviews steht die Kamera meist langweilig in einer Ecke, bei Innenaufnahmen ist manchmal das Bild unscharf oder etwas zu dunkel. Das ist alles verschmerzbar, aber Verbesserungspotential für die nächsten Filme des Regisseurs ist vorhanden.

Übrigens hatte sich Marco Klammer vom Film distanziert, allerdings nicht auf Grund des Inhalts, sondern weil ihm der Titel nicht gefällt. Ursprünglich sollte der Film nur „Todesmarsch“ heißen, während der finale Name „Todesmarsch nach Chiasso“ seiner Meinung nach wie ein Lied der Flippers klingt.

Fazit: Interessante Ansichten zum Thema Tod gemischt mit fiktiven Szenen eines Serienmörders: „Todesmarsch nach Chiasso“ ist eine gelungene aber schwer verdauliche Untergrund-Dokumentation.

P.S.: Der Film kommt im Oktober 2023 über https://www.uncuttv.at heraus.

Filminfo:
OT: Todesmarsch nach Chiasso; Schweiz 2023; Regie: Juval Marlon; Darsteller/innen: Marco Klammer, Isabelle Fitzgerald, Shivabel Coeurnoir, …

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Bildquelle und (c): Juval Marlon/Beheading Films

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